Von den Alten lernen In der Natur gibt es keine bessere Informationsquelle als die Erfahrung älterer Organismen. In vielen Gemeinschaften werden die wichtigen Überlebensstrategien von den Alten gelehrt, Jagdtechniken werden von Generation zu Generation weitergegeben. Erdmännchen z.B. richten die Jungspunde ab in der sicheren Jagd nach Skorpionen. Die reifen Orang-Utans instruieren ihren Nachwuchs im Bau ihrer ersten eigenen Schlafstätte. Erfahrungen weitergeben und Erfahrungen annehmen sind eine Überlebensstrategie der Natur. Alte Wölfe haben normalerweise Schwierigkeiten mit Ihrem Gebiss. D.h. Sie können kaum noch Beute packen. Hier springt im Wolfsrudel das Sozialsystem Familie ein. In der Wolfswelt genießen die alten Wölfe größten Respekt. Sie werden liebevoll unterstützt, Ihre Wunden geleckt und es wurde auch schon beobachtet, dass Fleisch vorgekaut wurde. Kurzum alte Wölfe sind hochgeachtet in der Familie. Und das hat einen Grund, der in der Urlebensfähigkeit des Wolfrudels liegt. Alte Wölfe sind von unschätzbarem Vorteil bei der Jagd. Sie haben die Erfahrung, wie ein bestimmtes Tier erlegt wird, wie z.B. ein Bison oder andere größere Tiere. Während sich junge Wölfe von einem Bison verletzen lassen, passiert das dem alten Wolf nicht. Ohne zu zögern, verbeißt dieser sich im Hinterteil des Bisons und stört dessen Verteidigungsfähigkeit entscheidend. So hat ein Rudel mit einem alten Wolf nachweislich eine um 150 % höhere Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Jagd. Fehlende Leistungsfähigkeit gegenüber den Jungwölfen macht der weiße Wolf wett mit Erfahrung, Technik und Abgeklärtheit. Das Wolfsrudel schätzt die Alten Auch in Auseinandersetzungen innerhalb des Rudels oder mit anderen Rudeln ist die Erfahrung wertvoll. Alte Wölfe vermeiden Konflikte, von denen Sie meinen, diese nicht gewinnen zu können. Dadurch erhöhen Sie die eigene Überlebenschance und die Überlebenschance der Gemeinschaft. Diese Erfahrungen beziehen sich aber nicht nur auf die Jagd und das Vorgehen bei Konflikten. Gilt es einen verborgenen Pfad wiederzufinden, dann sind auch die Alten gefragt. Weiße Wölfe führen ihre Rudel durch versteckte Pässe in den Bergen und tragen so zum Überleben der Gemeinschaft bei. Aber auch die soziale Funktion der Alten mit Ihrer Führungsstärke und Erfahrung ist nicht zu unterschätzen. Schießen Wilder aus einer Elefantenherde die Alttiere, bleibt die Herde ohne Führung. Forscher haben festgestellt, dass in diesen Herden das soziale Gefüge kippt. Die Herden haben weniger Zusammenhalt, sind aggressiver untereinander und insgesamt unruhiger. Kurzum in der Tierwelt haben die Alten lebenswichtige Aufgabe in der Weitergabe Ihrer Erfahrungen und sind ein stabilisierender Faktor in der Sozialgemeinschaft.

Wegfall der Großfamilie Wir können eine Menge von den erfahrenen Mitgliedern unserer Gemeinschaft lernen. Doch tun wir das auch? Wie gehen wir in der Menschenwelt mit den Alten um? Die industrielle Arbeitsteilung des 19. und 20. Jahrhunderts hat unser Zusammenleben komplett verändert. Lebten wir im Mittelalter und in der frühen Neuzeit noch in Hofgemeinschaften und Großfamilien zusammen, hat sich das prinzipiell und radikal geändert. Das natürliche Gefüge der Großfamilie hat sich aufgelöst. Der Generationenvertrag ist auch eine andere Art und Weise neu geschlossen worden. Wir bringen unsere Alten und Pflegebedürftigen in Heimen unter, weil unsere Lebenssituationen uns oft keine andere Wahl lässt. Uhr und Zeit bestimmen unser Leben. Wir haben keine Zeit, uns zu kümmern, weder um die Alten noch können wir den Kindern die Zeit entgegenbringen, die notwendig ist. In traditionellen Kulturen wurden ältere Generation von jeher für ihre Weisheit geachtet. Interessant zu beobachten ist, dass bei Naturvölkern, die von vielen Weihen unserer modernen Welt noch nichts erfahren haben, sich in der Lebensweise noch nichts entscheidend geändert hat. Diese Naturvölker leben noch in Ihren alten Gesellschaftsformen. Die Alten sind hier noch wichtige Ratgeber und stabile Teile der Gemeinschaft. In unserer westlichen Welt funktioniert die Weitergabe der Erfahrungen nur noch bedingt, ebenso wie die Sorge der Familien um die Alten. Solidarität und Treue Sollen wir das so weitermachen? Ich denke nein. Gemeinschaften leben von der Solidarität und Treue. Ohne Solidarität und Treue steht jeder einzeln stärker im Wind. Was kann aber ein Manager, eine Führungskraft lernen aus dem Obenstehenden? In einem Unternehmen ist Solidarität und Loyalität der Kitt zwischen den Menschen. Jemand muss den Rahmen schaffen, dass diese Werte sich entwickeln können in unserer heutigen Unternehmenswelt und nicht gänzlich verloren gehen. Jeder Mittelständler weiß um die Wichtigkeit. Multinationale Großkonzerne oder Private Equity Firmen, die Unternehmen erwerben des Profits wegen, haben hier meiner Meinung nach noch immensen Nachholbedarf. In unserer Berufswelt hat sich aber die Wertschätzung den älteren Kollegen gegenüber zum Glück wieder verändert. Ältere Mitarbeiter werden durch den Fachkräftemangel immer wichtiger. War es so vor 20, 30 Jahren noch so, dass die Unternehmen nicht schnell genug mit Frühverrentungsprogrammen ihre Personalkosten reduzierten, hat sich die Strategie hier komplett gewandelt. Als in den Phasen der Frühverrentungen die erfahrenen Mitarbeiter weg waren, wurden es den Führungskräften bewusst, dass ein Unternehmen keine Maschine, keine Aneinanderreihung von 0-1-Folgen ist. Ein Unternehmen ist ein soziales System, indem die Kommunikation und Interaktion Basis für die Entwicklung ist. Und dafür braucht es alle Mitarbeiter, sowohl die Jungen als auch die Alten. Lernen von den Alten Was können sich aber die jüngeren Kollegen von den älteren Kollegen abschauen? In der Ruhe liegt die Kraft! Ältere Kollegen haben in Ihrem Berufsleben schon einige Höhen und Tiefen durchlebt und können auf einen enormen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Die Dinge richtig machen, anstatt schnell und unüberlegt, hilft viele Fehler zu vermieden und mit den Energien hauszuhalten. Der Jüngere versucht kreativ mit modernen Arbeitsmitteln und Fleiß sein Ziel zu erreichen, der Ältere dagegen über bewährte, erfolgreiche Strategien und langjährige Erfahrung.

Die Jüngeren Mitarbeiter profitieren von der Erfahrung der Älteren, die in der Regel Ihre Kenntnisse und das tiefgründige Wissen gerne weitergeben und als Mentor unterstützen. Auch die langjährig gepflegten Netzwerke der Alten kommen in der Zusammenarbeit so allen zugute. Die Älteren können parallel auf die Unterstützung der Jüngeren zurückgreifen, die Ihre Stärken ganz klar im Bereich der Digitalisierung und der aktuellen technischen Regelwerke haben. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen ist essenziell für den Erfolg. Ältere Kollegen sind es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen und auch Fehler zu machen, denn sie wissen: „Nobody is perfect“. Ihre Erfahrung hat sie das gelehrt! Auch sind ältere Mitarbeiter disziplinierter und dem Unternehmen loyal verbunden. Sie stellen sich in den Dienst der Gemeinschaft, während die jüngeren Mitarbeiter diesen Wert erst erfahren und entwickeln müssen. All diese Eigenschaften, die den jüngeren Arbeitnehmern zumeist noch fehlen, sind Werte und Erfahrungen, die auch Wölfe zu schätzen wissen, so es bei der Jagd des Bisons oder bei der Beschreitung von verborgenen Gebirgspfaden. So hat sich die Wertschätzung gegenüber der Generation 50 Plus komplett verändert. Die Unternehmen realisieren, dass ältere Mitarbeiter aufgrund Ihres Erfahrungsschatzes einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Die Unternehmen sind aus den oben genannten Gründen und dem Fachkräftemangel stets bemüht, ältere Kollegen so lange wie möglich zu halten und möglicherweise sogar älter werdende Arbeitssuchende anlocken. Der „War of Talents“ hat sich jetzt auch in Richtung der Golden Ager verlagert. Henry Ford wusste es schon vor 100 Jahren Wie erkannte schon Henry Ford in den Anfängen des 20. Jahrhunderts: „Nimm die Erfahrung und die Urteilskraft der Menschen über 50 heraus aus der Welt, und es wird nicht genug übrigbleiben, um ihren Bestand zu sichern.“ Was aber gilt es aber an Voraussetzungen im Unternehmen zu schaffen, um bestmöglich die kollektive Intelligenz aller Mitarbeiter zu nutzen? Es darf einer Haltung der Offenheit, der Kommunikationsfähigkeit und der Veränderungsfähigkeit. Diese Veränderungsfähigkeit mündet in Weiterbildungsbereitschaft, die wiederum von besonderer Bedeutung für ältere Mitarbeiter ist. Denn wer der Meinung ist, nichts mehr lernen zu müssen in einer Zeit des lebenslangen Lernens, für den wird es schwierig. Hierfür gilt es neben den Mitarbeitern auch die Unternehmen zu sensibilisieren. Weiterbildung und Personalentwicklung müssen strategisch und langfristig geplant werden für alle Mitarbeiter, unabhängig Ihres Alters oder Ihrer Seniorität. Gute Mitarbeiter noch weiter zu qualifizieren, ist mehr denn je ein Erfolgsfaktor!

Dabei ist eine Veränderung der Einstellung zum Altern für jeden Einzelnen ein wichtiger Punkt, insbesondere für die eigene Entwicklung. Wer ab 50 auf die Rente hinarbeitet und nichts mehr Neues erfahren möchte oder nichts mehr Neues erfahren kann, dem entgehen wesentliche Erfahrungen im Leben. Der alte, weiße Wolf macht sich keine Gedanken über sein Alter, er nimmt seine Aufgabe war und führt die Jungen. Studien belegen, dass Beschäftigte, die den Prozess des Alterns nicht negativ begreifen, eine höhere Arbeitsmotivation entwickeln können. Das mehr an Motivation führt zu mehr Spaß an der Arbeit und das zu mehr Zufriedenheit. Schätzen Sie die erfahrenen Kollegen in Ihrem Unternehmen und schaffen Sie eine Umgebung des lebenslangen Lernens. Helfen Sie, dass alle Mitarbeiter sich noch weiterentwickeln und sich gebraucht fühlen. Das hilft allen; den älteren Kollegen, den jungen Kollegen, Ihnen selbst und dem Unternehmen. In diesem Sinne, viel Spaß beim Anführen!