Natural Leadership – stabil und entscheidungsfähig in Krisenzeiten

Persönliche Krisen können eine Bedrohung für unsere Karriere oder unser Privatleben sein. Große Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg bringen uns als Gesellschaft ins Wanken. Soweit das Negative. Das Positive ist, dass es immer eine Nach-Krisen-Zeit gibt und die ist nicht automatisch schlechter als die Zeit vor der Krise. Krisen bieten in ihrer Bewältigung Chancen für diejenigen, die diese Chancen ergreifen und in der Krise Stärke finden.

Krisen sind zurzeit allgegenwärtig

Wer hätte sich Anfang 2020 vorstellen können, dass ein Virus unser Leben in vielen Bereichen über Monate oder sogar Jahre hinweg dominiert, die Wirtschaft lähmt und unsere Gesellschaft vor eine Zerreißprobe stellt? Wer hätte sich nach 2 Jahren Corona vorstellen können, dass es noch schlimmer kommen kann? Die potenziell größere Krise hat mit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine begonnen. Was als kriegerischer Konflikt zweier benachbarter Staaten begonnen hat, entwickelt sich zu einem Flächenbrand. Die Europäischen Staaten und die Nato unterstützen die Ukraine in Ihren Bemühungen, dem Aggressor zu trotzen. Dieser wiederum spielt am Machthebel der fossilen Ressourcen. Einhergehend mit der Ukraine -Krise entwickeln sich Hungersnöte in den nicht privilegierten Teilen der Welt und die entwickelten Länder haben mit dem Schreckgespenst der Inflation zu kämpfen. Führt man jetzt noch die globale Klimaerwärmung an und die sich abzeichnende Konjunkturabflachung an, stehen wir vor einem realen und gedanklichen Scherbenhaufen.

Das Leben in andauernden Krisen ist zermürbend und frustrierend. Aber gerade der historische Blick auf großen Bedrohungen in unserer Gesellschaft zeigt eben auch, dass diese sich nicht zuletzt doch überwinden lassen.

Wie läuft eine Krise ab?

Der amerikanische Soziologe Kurt Lewin unterscheidet ein Krise nach 7 Phasen:

1. Phase: Schock
2. Phase: Verneinung
3. Phase: Einsicht
4. Phase: Erkennen der Emotion
5. Phase: emotionale Akzeptanz
6. Phase: Ausprobieren
7. Phase: Erkenntnis/Integration

In Phase 1 am Anfang einer Krise steht oft Überraschung und Schock. Kaum jemand hat für möglich gehalten, dass die Russen in die Ukraine einmarschieren. In der Phase 2 verneinen wir die Krise, nach dem Motto: Der Ukraine-Krieg wird schon bald wieder vorbei sein und dann ist wieder alles wie vorher. Auf diese Verneinung folgt die rationale Einsicht in Phase 3. Wir werden uns des Problems rational bewusst, aber diese Erkenntnis ist noch nicht auf der Gefühlsebene angekommen. In der 4. Phase folgen die Gefühle wie Angst um Hab und Gut, Angst um die Zukunft der Kinder. Es erfolgt aber immer noch eine Ablehnung dieser negativen Gefühle, weil sie natürlich höchst unangenehm sind.

In der 5. Phase erfolgt die emotionale Akzeptanz der Krise. Gefühle wie Angst, Wut, Traurigkeit werden nun angenommen und akzeptiert. Jetzt wird der emotionale Tiefpunkt erreicht. Diese Phase ist ein entscheidender Schritt in Richtung Meisterung der Krise. Es geht darum, Altes, Liebgewonnenes und Paradigmen zu verabschieden. Erst wenn dieser Abschied stattgefunden hat, sind wir bereit, neue Wege zu gehen. Bezogen auf unserer Gesellschaft bedeutet das, die Komfortzone zu verlassen, sich ans Werk zu machen und unser Schicksal neu aktiv zu gestallten. In der folgenden Phase 6 sind wir jetzt bereit, Neues auszuprobieren. Neue Strategien und Verhaltensweisen können ersonnen und umgesetzt werden. Mit dem Entstehen des Neuen kommt es gleichzeitig es zu Rückschlägen. In der Phase 7 wird offenbar, dass das Neue sinnvoll und tragfähig ist. Die neuen Strategien und das neue Selbstverständnis werden in den Alltag übernommen, irgendwann komplett integriert und als selbstverständlich angesehen.

Aus dem obenstehenden wird offenbar, dass jede Krise sich wandelt und irgendwann zu Ende geht. Einige Phasen der Ukraine-Krise haben wir aktuell schon durchlebt wie z.B. den Schock und die Verneinung. Doch haben wir aktuell schon die „Einsicht“ und „die emotionelle Akzeptanz“ dessen durchlaufen, was die Krise für unser Leben bedeutet? Wesentlich für unsere Gesellschaft wird sein, wie schnell wir in die Phasen 6 und 7 eintreten und wie wir im Stande sind, diesen Wandlungsprozess sozialverträglich zu gestalten.

Natürlich gelten diese Phasen auch für uns als Menschen und Führungskräfte. Wie können wir uns als Führungskräfte krisenfester aufstellen für die nicht so globalen Krisen in unserem Berufs- und Privatleben?

Was können wir aus der Natur zu der Bewältigung von Krisen lernen?

Waldbrände – nach so einem verheerenden Brand scheint alles verloren. Soweit das Auge blicken kann, ist alles verbrannt, verkohlt und zerstört. Doch nach einigen Monaten regt sich etwas. Das Leben bahnt sich seinen Weg zurück an die Oberfläche. Die Natur kehrt zurück und das stärker als sie vorher war. Die Vegetation sprießt noch üppiger und robuster.

Periodische Großfeuer sind in Wirklichkeit keine Zerstörung von Lebensraum, sondern ein wichtiger Bestandteil der Erneuerung vieler Ökosysteme. Auf Wiesen und Wäldern bildet sich über die Jahre eine kohlenstoffreiche Biomassenschicht. Ein Großbrand räumt diesen Abfall weg und gibt dem Boden wieder die Möglichkeit zu atmen und düngt ihn gleichzeitig. Durch den Brand gelangen Nährstoffe zurück in den Kreislauf der Natur. Das erklärt, warum nach einem Großbrand die Vegetation um ca. 30 % üppiger ist als vorher.

 Akzeptanz der Krisensituation als Normalität

Als Führungskräfte dürfen wir keine Angst vor der Veränderung haben. Veränderung ist Normalität und krisenhafte Veränderungen werden das neue „Normal“. In Krisen tun sich neue Perspektiven auf, auf die wir möglicherweise gar nicht gekommen wären. Das kann man auf das Leben und unsere beruflichen Karrieren übertragen. So wie die Wälder bleiben auch wir von Rückschlagen nicht verschont.

Die Natur hat dabei eine erstaunliche Resilienz entwickelt und macht aus der Krise das Beste, hat einen Nach-Krisen-Modus etabliert, weil für die Natur Krisen normales Tagesgeschäft sind. Wir haben das verlernt. Die Tragödie ist eine Chance auf einen Neuanfang. Jede noch so große Krise birgt auch eine Chance. Auf die Fähigkeit die Chance zu ergreifen und die Resilienz kommt es an.

Mindset der permanenten Veränderungsfähigkeit etablieren und schnell reagieren

Was bedeutet aber Resilienz in der Natur?

Die Natur braucht keine Resilienz im menschlichen Sinne, weil die Natur sich nicht vom Ego und vom schlechten Gewissen dominieren lässt.

Was gut funktioniert, wird verbessert und optimiert! Was nicht funktioniert oder nicht mehr funktioniert wird eingestellt, ohne Emotionen nur dem Ziel des Überlebens verpflichtet. Seit Millionen von Jahren ist die Natur so Krisenmanagerin und gelangt immer wieder zu Lösungen.

Die Natur lehrt uns das Mindset des permanenten Veränderungs-notwendigkeit, denn Stillstand bedeutet in der Natur den Tod. Und dabei passt sich die Natur schnell an. Die Natur lehrt uns Geschwindigkeit. Während wir uns als Führungskräfte nach mit den Phasen 2 – 5 der Krise abmühen, gelangt die Natur schneller in die Phasen 6 und 7.

Das reinigende Feuer der Krise durchleben und gestärkt hervor gehen

Für eine Führungskraft ist dieses reinigende Feuer der Krise sogar zwingend notwendig und stellt sich im Mythos des Phönix dar. Der Phönix ist ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt, um aus seiner Asche wieder neu zu erstehen. Dadurch ist der Phönix in vielen Kulturen das universelle Symbol der Auferstehung und Regeneration. Der Phönix bringt das Feuer der Reinigung. Es wird Zeit, sich von allem Ballast zu trennen und der Vergangenheit nicht allzu lange nachzuschauen, sondern diese loszulassen und mit Freude in die Zukunft zu blicken. Was vergehen soll, das verbrennt und was bestehen soll, steht wieder auf.

Wer als Leader einmal durch das Feuer gegangen ist, geht mit neuer Kraft und Mut daraus hervor, entwickelt sich.  Die wahre Kraft kommt aus den Misserfolgen, aus den Niederschlägen.

Auf den Punkt gebracht

  • Krisen haben etwas Gutes und sind notwendig.
  • Krisen sind etwas Normales.
  • In der Krise kommt es auf Geschwindigkeit und Handlungsfähigkeit an.
  • Eine Krise macht krisenfest – hinfallen und wieder aufstehen und das immer wieder.
  • In einer Welt der permanenten Veränderung sind Führungskräfte mit neuen Herausforderungen konfrontiert und Sie tun gut daran sich mit einem neuen Mindset zu wappnen.

 

In diesem Sinne – viel Spaß beim Anführen!