Natural Leadership – Gemeinschaft als Überlebensfaktor des Wolfsrudels
Wie eine Gemeinschaft sich entwickeln kann, überleben kann in schwierigen Zeiten, in einem schwierigen Umfeld zeigt das Sozialgefüge in einem Wolfsrudel.
Bei den Wölfen dreht sich alles um die Familie, um das Rudel. Die Familie ist Basis, Sicherheit und Selbstzweck und damit der wichtigste Schutz in der Wildnis.
Das Grundprinzip der Familienbande ist es, die Familie zusammenzuhalten und so die Art zu erhalten. Für die Familie sind Wölfe bereit, jedes Opfer zu bringen. Jedes Rudelmitglied weiß dabei, wo sein Platz ist und wer Entscheidungen trifft. Die Aufzucht der Jung-Wölfe ist eine gemeinschaftliche Beschäftigung. Nicht allein die Eltern, sondern die ganze Familie sorgt für sie, einschließlich Tanten, Onkeln und älteren Geschwistern, und zwar auf eine Art, die man nur als selbstlos, beschreiben kann. Auch alte und verwundete Familienmitglieder werden mit Nahrung versorgt und nie im Stich gelassen. Jeder hat seinen Platz in der Solidargemeinschaft Wolfsrudel.
Die Angst vorm bösen Wolf ist unbegründet
Die Angst vor dem Wolf ist eine von Mythen und Erzählungen genährte Ablehnung eines Tiers, das dem Menschen in seinem Sozialverhalten wohl am ähnlichsten ist. Es gibt nicht viele Szenen in der Natur, in denen Fürsorglichkeit so zu beobachten ist, wie in einer Wolfsfamilie. Das Leben wilder Wölfe ist von Harmonie sowie von einem spielerischen und liebevollen Umgang geprägt. Die Familienmitglieder bestätigen sich gegenseitig immer wieder ihre Zuneigung und Achtung durch ständige Interaktionen und Rituale.
Diese Rituale geben Orientierung und stärken den Zusammenhalt. Die Werte, die sie dabei vertreten, lassen sich als Gemeinschaftssinn, Ehrlichkeit, Vertrauen und Treue auf den Punkt bringen. Welche Führungskraft würde nicht gerne in seinem Team diese Werte pflegen?
Der größte und kräftigste Wolf führt das Rudel. Alle Wölfe, die diese Funktion übernehmen, wachsen in die Aufgabe hinein und gehen einen steinigen Weg. Dadurch sind die Leitwölfe auch oft die erfahrensten und ältesten Wölfe des Rudels. Diese Führung gibt er aber in bestimmten Situationen ab an einen Jung-Wolf oder die Leitwölfin, je nach Situation und erforderlicher Kompetenz. Die Entscheidung des delegierten Führers wird von allen akzeptiert. Die Führung ist in diesem Moment so individuell wie die Persönlichkeit, die sie ausführt. Dieses Delegieren der Führung entlastet den Leitwolf und ist Teil der Stabilisierung des Sozialgefüges.

Ein stabiles Sozialgefüge nährt die Gemeinschaft
Ein anderer wesentlicher Faktor für die Stabilität des Sozialgefüges ist die stete Bemühung um eine freundliche Grundstimmung und Harmonie innerhalb der Familie. Das fördert den Zusammenhang und gibt allen ein gutes Gefühl. Eine Studie besagt, dass die Anführer einer Wolfsgruppe diejenigen sind, die am meisten Stress haben. Das hat man anhand von Kotproben herausfinden können. Je weniger Stress, je mehr Harmonie im Rudel herrscht, desto besser geht es dem Leittier.
Gestandene Rudelführer haben es nicht nötig, andauernd Macht zu demonstrieren, ständig irgendwen zu unterdrücken. Sie lassen ihre natürliche Autorität strahlen. Wer kennt nicht Chefs, die ständig prahlen, wie großartig sie sind. Das sind meistens diejenigen, die Angst haben, ihre Macht zu verlieren. Der Leitwolf hat diese Angst nicht. Gibt es einen stärkeren Wolf, tritt der alte Leitwolf. Die Funktion des Rudelführers ist kein Status, keine Machtposition um der Macht willen. Die Rolle dient der Gemeinschaft und der Erreichung der gemeinsamen Ziele. Das könnten sich einige Führungskräfte zu Herzen nehmen: Der Gemeinschaft dienen.
Despoten im Wolfsrudel gibt es nur in Gefangenschaft
Leitwölfe haben neben Ihrer Erfahrung z.B. im Jagen und dem Finden von Pässen durch die Berge, 2 herausragende Eigenschaften: Sie haben niemals einen Kampf verloren und töten dabei ihren Rivalen nicht. Despoten sind in einem Wolfsrudel nicht gewollt und äußerst unbeliebt. Dieses Verhalten wird nur bei Wolfsrudeln in Gefangenschaft beobachtet. In unserer Wirtschaft ist Sozialakzeptanz wie eine Droge. Sie macht uns teilweise so glücklich, dass wir alles dafür tun. In der Evolution sind überlebende Nachkommen das einzig Wahre was zählt.
Die Wolfsfamilie funktioniert nach der Regel des Zusammenhaltes und der Fürsorge. Machtstrukturen sind durch die Familienordnung vorgegeben. Das bedeutet, eine Rangfolge muss nicht durch Kämpfe oder Politik ausgefochten werden. Eltern müssen nicht beweisen, dass sie das Sagen haben. Sich kümmern, um das was Ihnen anvertraut wurde. Und das ist für mich das Wesentliche auch für Leader: Sich um das kümmern, wirklich kümmern, was uns anvertraut wurde.

Was können Führungskräfte von Wölfen lernen?
Es bedarf Zielklarheit in der Führung. Wolfsrudel haben ein klares strategisches Ziel: Überleben des Rudels. Aus diesem Anspruch leidet sich alles Handeln und Tun ab, alles wird diesem Ziel untergeordnet.
Ein gutes, ausgewogenes Team sichert den Erfolg. Um das Ziel des Überlebens zu erreichen, pflegt das Wolfsrudel Gemeinschaft und Harmonie. Dabei sind die Werte Gemeinschaftssinn, Ehrlichkeit, Vertrauen und Treue elementar.
Management by Delegation. Der Leitwolf packt die Entscheidungsgewalt dorthin, wo diese am besten verankert ist. Das hält die Gemeinschaft zusammen und reduziert Stress an der Führungsspitze.
Der Leitwolf zeigt Gnade und Demut als Leader. Wölfe töten Ihre Rivalen nicht, da auch diese im Sozialgefüge eine Aufgabe übernehmen, wenn sie sich wieder integriert haben. Ob das gescheiterte Menschen-Ex-Alpha-Männchen das schafft, erscheint fraglich. Mit Demut übernimmt der Leitwolf Verantwortung für das was ihm anvertraut. Es geht um die Sache, nicht um ihn selbst.
Einen Punkt würde ich hier gerne noch nachschieben. Es ist wichtig, sich der oben beschriebenen Werte Gemeinschaftssinn, Ehrlichkeit, Vertrauen und Treue bewusst zu sein und diese als Teil des eigenen Wertegerüsts als Führungskraft zu berücksichtigen. Aber man sollte nicht vergessen, dass ein Unternehmen keine Familie ist. Ein Unternehmen ist ein auf Gewinnerzielung sprich Überleben angelegtes, komplexes System. Mit diesen oben genannten Werten lässt es sich aber wesentlich einfacher und angenehmer zusammenarbeiten.
In diesem Sinne – viel Spaß bei Führen!